| Blog

Bildung in einer digitalen Welt

Zusammenfassung des Bildungsberichts des DIPF

Child with laptop sitting at table

Mit der Erfindung der Computersprache HTML in den 90er Jahren nahm die Digitalisierung an Fahrt auf. Wer heute lebt, kommt nicht ohne digitale Kompetenzen aus. Deshalb kommt den Bildungseinrichtungen eine besondere Rolle zu. Dieser Blog-Artikel fasst den Bildungsberichtes des DIPF* zusammen und fokussiert dabei auf die wichtigsten Erkenntnisse im Bezug auf die Digitalisierung des deutschen Bildungssystems.

Seit der britische Forscher Tim Berners-Lee die Computersprache HTML und damit das World Wide Web entwickelte, ist viel passiert. Dreißig Jahre später dominieren mobile Endgeräte und das Internet unsere Berufs- und Alltagswelt. Die Coronavirus-Pandemie 2020 hat der Digitalisierung zudem einen kräftigen Schub gegeben. Während im Jahr 1998 nur jeder zehnte Haushalt über einen Internetzugang verfügte, sind es 20 Jahre später schon neun von zehn. Auch besitzen die meisten Menschen mehrere digitale Endgeräte und das bereits in immer jüngerem Alter. Kleinkinder bekommen die Nutzung digitaler Medien in der Familie mit. Ab einem Alter von etwa 12 Jahren ist der Besitz eines Smartphones heutzutage Normalität.

Digitale Kompetenzen werden immer wichtiger

Einhergehend mit der Durchdringung digitaler Geräte in unsere Arbeits- und Lebenswelten, steigen auch die Anforderungen an jede(n) Einzelne(n), digitale Kompetenzen zu erwerben. Dabei nehmen die Bildungsinstitutionen eine wichtige Rolle ein. Nicht alle Menschen besitzen denselben Digitalisierungsgrad. Er ist abhängig von individuellen und strukturellen Merkmalen wie Bildungsstand, regionale Verortung, sozioökonomischer Status, Alter, Geschlecht u.v.m.

Um diese strukturellen Ungleichheiten auszugleichen, muss das Bildungssystem digitale Kompetenzen vermitteln. In dem Maße also, in dem die Gesellschaft digitalisiert wird, verändert sich auch das Bildungssystem. Dennoch sind je nach Bildungssparte die Digitalisierungsgrade unterschiedlich: Während in der frühen Bildung nur partiell und meistens in der Verwaltung digitale Medien eingesetzt werden, ist deren Integration in der Hochschule und der Weiterbildung viel weiterverbreitet.

Einsatz von digitalen Medien in Kindertageseinrichtungen

Der Einsatz digitaler Medien bereits in der frühen Bildung wird kontrovers diskutiert. Einerseits betont die Fachwissenschaft die bildungsförderlichen Aspekte digitaler Medien. Andererseits herrscht bei den Eltern eine eher kritische Haltung hinsichtlich der Verwendung von digitalen Medien in Kindertageseinrichtungen vor. Dennoch verfügen fast alle Einrichtungen der frühen Bildung über digitale Endgeräte. Das sind aber meistens Digitalkameras (92%) oder PC`s/Laptops (82%). Tablets hingegen, die sich für die Nutzung mit kleinen Kindern anbieten stehen in nur sieben Prozent der Einrichtungen bereit. Nichtsdestotrotz hat sich die Ausstattung in Kitas in den letzten Jahren verbessert.

Problematische Infrastruktur in Schulen

Die Kultusministerkonferenz (KMK) spricht sich dafür aus, dass das Lernen mit und über digitale Medien in den Schulen des Primarbereichs beginnen sollte. Dennoch ist die technische Infrastruktur an deutschen Schulen auch im internationalen Vergleich weiterhin unterdurchschnittlich. Abhilfe soll der 2019 von Bund und Ländern beschlossene Digitalpakt Schule schaffen: Hier werden allgemeinbildenden und beruflichen Schulen 5,5 Milliarden Euro für den Aufbau einer digitalen Infrastruktur zur Verfügung gestellt.

Leider ist es so, dass immer noch viele Schulen weder mobile Endgeräte noch Breitbandinternet haben. Bei einer Anfang 2020 durchgeführten Schulleitungsbefragung gaben mehr als 2/3 der Grundschulleitungen an, dass in ihrer Schule weder mobile Endgeräte (71%) noch Zugang zum WLAN (69%) in allen Klassenräumen verfügbar seien. Die Ausstattung mit mobilen Endgeräten (wie Notebooks und Tablets) ist gegenüber anderen europäischen Staaten weiter unterdurchschnittlich. Deutsche Lehrkräfte klagen häufiger über die IT-Ausstattung und den unzureichenden Zugang zu digitalen Lernmaterialien.

Hochschulen sind überwiegend digitalisiert

In den Hochschulen und in der individuell berufsbezogenen beruflichen Weiterbildung ist der Einsatz digitaler Medien vor allem als Organisations- und Lehr-Lern-Mittel inzwischen selbstverständlich, aber auch hier werden noch nicht alle Potenziale genutzt.

Bildungsbereichsübergreifend lässt sich feststellen, dass digitale Medien in den Einrichtungen bislang oft nur zur Unterstützung traditioneller Lernformen (z.B. in Form digitaler Texte) und selten in einer innovativen Form eingesetzt werden. „Möglichkeiten, das Lernen mithilfe digitaler Medien zu personalisieren und Lernende zu aktivieren und individuell zu fördern, werden bislang kaum genutzt“ so der Bildungsbericht.

Fazit

Die Corona-Pandemie hat die Potenziale aber auch die Notwendigkeit einer umfänglichen Integration digitaler Medien in den pädagogischen Alltag in besonderer Weise verdeutlicht.

Pädagogische Lehrkräfte denken, dass digitales Lernen motivierend sein kann und auch bestimmten Lernenden den Zugang erleichtern kann. Dennoch verbindet nur ein kleiner Teil von ihnen mit digitalen Medien das Potenzial, die Lernqualität zu verbessern. Das kann damit zusammenhängen, dass Lehrkräfte in den Einrichtungen bestimmte Medien nicht zur Verfügung stehen und sie somit keine Gelegenheit hatten, Erfahrungen damit zu sammeln. Der Blick auf andere Staaten weist darauf hin, dass sich technische Rahmenbedingungen, Einstellungen und Kompetenzen wechselseitig bedingen können. „Lehrkräfte, die nicht über die technischen Möglichkeiten verfügen bestimmte digitale Medien in ihren Einrichtungen einzusetzen, könnten also tendenziell skeptischer sein gegenüber den Möglichkeiten dieser Medien und der Notwendigkeit sich bestimmte Fähigkeiten anzueignen“ so ein Zwischenfazit des Bildungsberichtes.

Aus diesem Grund ist es zunehmend wichtig, pädagogische Kräfte mit technologischen, medienpädagogischen und (fach)didaktischen Kompetenzen auszubilden.

* Leipniz Institut für Bildungsforschung